Wer Wildtiere schützt, schützt auch die Menschen

Susanne Mittag, Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, äußert sich anlässlich der Veröffentlichung einer Studie zum Wildtierhandel:

„Mitten in die Corona-Krise fällt die Veröffentlichung einer zwei Jahre andauernden Studie zu Wildfängen exotischer Tiere für die Heimtierhaltung und die damit verbundene Gefahr von Krankheitsübertragungen auf den Menschen, sogenannte Zoonosen. In Auftrag gegeben wurde sie vom Bundesumweltministerium (https://www.bmu.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/). Das neue Coronavirus SARS-CoV-2, das vermutlich von Fledermäusen stammt und über einen chinesischen Tiermarkt von einem Zwischenwirt auf Menschen übertragen wurde, rückt das Thema in die Öffentlichkeit. Aber bereits in den vergangenen Jahren haben Viren, die von Wildtieren auf den Menschen übertragen wurden, wie SARS, Ebola oder Vogelgrippe weltweit zu Erkrankungen und Todesfällen geführt.

Der Schwerpunkt der Studie lag jedoch auf den Auswirkungen des Exoten- und Wildtierhandels auf die Tierbestände selbst. Die zumeist illegalen Wildfänge werden als Heimtiere oder exotische Delikatesse hoch gehandelt und können in ihren Herkunftsländern zur Ausrottung der Arten und zur Zerstörung von Ökosystemen führen. Zugleich besteht für die Importländer die Gefahr, dass Krankheitserreger in die heimische Fauna eingeschleppt werden oder ausgesetzte Exoten als invasive Art die heimische Artenvielfalt bedrohen.

Es gibt also seit jeher genug gute Gründe, den Handel mit Exoten aus Wildtierbeständen zu verbieten. Die Corona-Pandemie könnte jetzt endlich mehr Bewegung in den Prozess bringen. Bereits Mitte 2018 wurden Ergebnisse einer vom Bundeslandwirtschaftsmisterium (BMEL) in Auftrag gegebenen Studie (EXOPET-Studie) veröffentlicht, die Daten zu den Haltungsbedingungen und der Erwerbsart von in Privathaltung lebenden exotischen Tieren und Wildtieren erfasst hat.

Auf Grundlage der damaligen Erkenntnisse sollte das BMEL strengere Auflagen und Verordnungen erarbeiten. Da bisher jedoch noch keine Initiative erfolgte, erarbeitet die SPD gemeinsam mit dem Koalitionspartner einen Bundestagsantrag, der dem BMEL konkrete Forderungen stellen wird. Dazu zählen folgende Schwerpunkte:

  • Verkauf und Besitz von Arten, die in den Herkunftsländern unter Schutz stehen, jedoch keinem internationalen Schutzstatus unterliegen, dürfen nicht länger erlaubt werden.
  • Es soll eine bundesweite digitale Datenbank für Wildtiere und exotische Tiere, auch für die in Privathaltung geben.
  • Die unzureichenden Tierbörsenleitlinien sollen durch eine rechtsverbindliche, bundesweit einheitliche Börsenverordnung ersetzt werden, in der u.a. der Verkauf von Wildfängen verboten wird und erforderliche Legalitätsnachweise (z.B. CITES-Vermarktungsbescheinigungen für bedrohte Tierarten) im Original vorliegen müssen.
  • Online-Plattformen müssen dazu verpflichtet werden, eine zuverlässige Registrierung und Identifizierung von Online-Anbietern zu gewährleisten und zu dokumentieren.

Aufklärungsarbeit ist aber genauso wichtig. Die Menschen müssen dafür sensibilisiert werden, welche Auswirkungen ihr Konsumverhalten hat. Vor dem Kauf eines jeden Tieres, auch bei den klassischen Haustieren, sollte gut überlegt werden, ob der Halter die geeigneten Haltungsbedingungen schaffen, alle laufenden Kosten (Nahrung, Zubehör, Medizin) tragen und auch die notwendige Zeit aufbringen kann. Vor allem Exoten, die nach populären Tierfilmen in Mode kommen, werden oft in kurzer Zeit in sehr großen Mengen nachgefragt. Diese Tiere können so schnell nicht aus Züchtungen kommen, sondern werden größtenteils in der Wildnis gefangen. Diese Spontankäufe versterben meist früh, enden erkrankt in Auffangstationen oder werden ausgesetzt.

Die professionellen Sammler haben dagegen in der Regel das Fachwissen für eine Artgerechte Haltung. Allerdings führt die Leidenschaft vor allem zum Sammeln besonders seltener Arten, so dass deren ohnehin geringen Wildbestände besonders stark gefährdet werden. Auch hier ist es daher wichtig, den Wildtierhandel mit Exoten einzudämmen.“