ASP-Verdachtsfall bestätigt

Anlässlich des heute von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ersten bestätigten Verdachtsfalls der Afrikanischen Schweinpest bei einem Wildschwein in Deutschland, äußert sich die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Susanne Mittag:

„Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland war nur eine Frage der Zeit. Die deutschen Behörden, allen voran das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), sind nach eigenen Angaben auf die Situation vorbereitet. Hier steht Frau Klöckner in der Verantwortung.

Auch wenn jetzt alle Notfallpläne ordnungsgemäß abgearbeitet werden sollten, ist klar, dass die Entwicklung eines Impfserums gegen die ASP, als entscheidende, vorbeugende Maßnahme, in den vergangenen Jahren von der Bundesministerin vernachlässigt wurde.

Die erfolgreiche Bekämpfung der klassischen Schweinepest in Deutschland hat gezeigt, wie effektiv die Immunisierung der Wildschweine durch Impfköder sein kann. Die Wirkung ist deutlich größer, als die durch Zäune und Bejagung. Noch in der Koalitionsverhandlung mit den Unionsparteien 2018 hat die SPD dafür geworben, die Impfstoffentwicklung gegen Tierseuchen, wie ASP und Vogelgrippe zu verstärken. CDU/CSU hatten dieses Thema jedoch nicht als wichtig erachtet und verhindert, dass es in den Koalitionsvertrag aufgenommen wird.

In der aktuellen Situation stellt sich einmal mehr die Frage, welchen Einfluss unsere Art der Nutztierhaltung auf die Verbreitung von Tierseuchen hat. Wir haben Regionen mit sehr hohen Tierbestandsdichten, was dazu führt, dass Übertragungen über kürzere Strecken erfolgen können. Außerdem befinden sich beim Ausbruch einer Seuche in einem Bestand zahlreiche weitere Tiere in der dazugehörigen Sperrzone, wodurch viel mehr Tiere in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch die Betriebsgrößen sowie die große Anzahl der Tiere pro Stall führen dazu, dass bei einem Ausbruch sehr viele Individuen gleichzeitig betroffen wären und gekeult werden müssten.

Und schließlich muss auch thematisiert werden, dass Deutschland nach wie vor der größte Exporteur von Schweinefleisch ist. Damit machen sich die Produzenten nicht nur abhängig von den Abnehmern auf dem Weltmarkt, die im Seuchenfall den Import stoppen. Die hohen Tierbestände in Deutschland, die oberhalb des Selbstversorgungsgrades liegen, erhöhen wiederum den Krankheitsdruck im Seuchenfall und stellen erhebliche Umweltbelastungen dar.

Der Handlungsdruck in der Umstellung der Nutztierhaltung wird an diesen Beispielen sehr deutlich. In den vergangenen Jahrzehnten haben die Unionsparteien Verbesserungen so lange verhindert, bis Gerichte die Rechte der Nutztiere durchsetzen mussten. Der Ausbruch der ASP in Deutschland sollte Frau Klöckner zu konsequenterem Umdenken bringen.“